Endometriose

Beim Krankheitsbild der Endometriose siedelt sich Gewebe, das dem der Gebärmutter ähnelt, (vornehmlich) im Bauchraum an und reagiert entsprechend der Gebärmutterschleimhaut auf die zyklischen Veränderungen der Menstruation: es baut sich also auf und wieder ab; und es blutet in den Tagen der Regel. Endometrioseherde wachsen, auch in Organe hinein. Sie setzten Schmerzbotenstoffe frei und rufen (chronische) Entzündungen hervor. Was wiederum zu Verklebungen und Schäden an den betroffenen Organen führt.

Endometriose gilt als gutartige, aber schwere und chronisch fortschreitende Erkrankung. Ihre Diagnose ist schwierig, Endometriose wird im Mittel erst zehn Jahre nach Beginn der ersten Symptome als solche erkannt. Oft ist es ein unerfüllter Kinderwunsch, der erste Hinweise gibt. Oder aber (sehr) starke Regelschmerzen.

8 – 15 % aller Frauen haben eine Endometriose. Das sind in Deutschland zwei Millionen Betroffene. Jedes Jahr kommen etwa 40 000 Neuerkrankungen hinzu. Etwa 50 % der Frauen haben einen (anhaltenden) Therapiebedarf.

Endometrioseherde finden sich vielfach – in und an den Eierstöcken, in den Eierstockgruben, im Douglas-Raum (Einsenkung zwischen Blase und Rektum), an der Blasenwand und den Harnleitern, am Bauchfell des kleinen Beckens und an Dick-, Dünn- und Blinddarm. Aber auch außerhalb des Bauchraumes können sich Endometrioseherde ansiedeln, typischerweise zum Beispiel zwischen dem aufsteigenden Dickdarm und der Bauchwand sowie in der rechten Zwerchfellkuppe oder aber in der Lunge. Auch können Endometrioseherde in die Muskelwand der Gebärmutter einwandern, man spricht dann von Adenomyose.

Schmerzen – ein Leitsymptom

Vielfach sind auch die Symptome einer Endometriose: Heftige Regelschmerzen oft in Verbindung mit Übelkeit, Erbrechen, Kollapsneigung oder Durchfall; zyklische Unterbauchschmerzen vor der Regelblutung oder in der Zyklusmitte während des Eisprungs; Schmerzen bei Wasserlassen oder Stuhlgang; Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs; Rückenschmerzen oder Schmerzen mit Ausstrahlung in die Beine; Blähbauch, Darmprobleme und / oder Durchfall; leicht erhöhte Körpertemperatur; Blasenschwäche; ungewollte Kinderlosigkeit.

Typisch ist der Zusammenhang mit der Regelblutung, die Symptome treten also im Zusammenhang mit derselben auf! Typisch ist aber auch, dass keine klinische Korrelation zwischen dem Ausmaß einer Endometriose und der Intensität der Schmerzen oder anderer Symptome besteht. Dass also eine geringfügige Ausprägung der Endometriose mit starken Beschwerden einhergehen kann; gleichzeitig aber umgekehrt Frauen eine ausgeprägte Endometriose haben können, ohne aber Symptome zu haben.

Zu beobachten ist, dass die Beschwerden im Laufe der Zeit unspezifischer werden; und diese dauerhaft, chronisch oder auch unregelmäßig auftreten. Dazu gehören zum Beispiel unregelmäßige oder azyklische Unterbauchschmerzen, Blasen- oder Darmbeschwerden, Rückenschmerzen oder auch eine chronische Erschöpfung.

Die Diagnose Endometriose wird oft sehr spät gestellt, häufig erst nach Jahren voller Schmerzen und einem langen Weg auf der Suche nach der Ursache. Selbst Gynäkolog*innen nehmen die Regelschmerzen ihrer Patientinnen nicht ernst genug, helfen soll die Pille. Noch weniger wissen andere medizinische Fachrichtungen, die betroffene Frauen häufig aufsuchen: Der Gastroenterologe diagnostiziert angesichts von Unterleibskrämpfen einen Reizdarm, der Orthopäde denkt bei starken Rückenschmerzen an alles Mögliche, nicht aber an Endometrioseherde, die Ursache der Schmerzen sind.

Schmerzen während der Regel sind normal, so jedenfalls denken auch heute noch viele Mädchen und Frauen, über „die Tage“ wird selten gesprochen. Und dass starke Blutungen und Schmerzen signifikante Hinweise auf eine Endometriose sind, wissen die allerwenigsten.

 

Entstehung – vermutlich multifaktoriell

 

Warum Endometriose entsteht, ist unklar, Vermutungen gibt es einige. So etwa die Theorie, dass gebärmutterschleimhautähnliche Zellen über die Lymphbahnen und Blutgefäße aus der Gebärmutter abfließen und sich im Bauchraum (und darüber hinaus) ansiedeln. Gleichzeitig ist dann ein geschädigtes Immunsystem nicht in der Lage, gegen die ortsfremden Zellen vorzugehen. Auch der Umbau von Resten embryonaler Strukturen unter dem Einfluss von Hormonen zu Endometrioseherde wird für möglich gehalten. Schließlich wird ein Zusammenhang zwischen extremen Muskelkontraktionen der Gebärmutter während der Regelblutung und Endometriose vermutet. Und letztlich scheint es einen genetischen Zusammenhang bei der Entstehung von Endometriose zu geben.

Umweltmediziner*innen proklamieren den Zusammenhang zwischen Giften aus der Umwelt und Endometriose. So gibt es einen statistischen Zusammenhang zwischen Weichmachern in Plastik (Phtalate und Bisphenol-A) und Endometriose. Wie diese sind zahlreiche weitere Umweltgifte (Pestizide, Insektizide, Glyphosat, Dioxin) hormonell wirksam und führen zu einer (latenten) Östrogendominanz. Viele von Endometriose betroffene Frauen weisen diese Dominanz auf, begleitet von einem Mangel an Gelbkörperhormon und einer Verwertungsstörung desselben. Gleichzeitig sind diese hormonellen Veränderungen oft vergesellschaftet mit einer Schilddrüsenunterfunktion, einem Morbus Hashimoto und einer Beeinträchtigung der Nebennierenfunktion.  

Einfluss auf die Entstehung einer Endometriose scheint auch die Ernährung zu haben. Denn auch ein Zuviel an Fetten und einfachen Kohlenhydraten (Zucker) befeuern die Östrogendominanz.

 

Therapie(n)

 

In der Schulmedizin gilt die frühzeitige Diagnose der Endometriose und die Einnahme von Hormonen zur Unterdrückung der Eierstockfunktion als Kardinalweg. Dabei werden kombinierte orale Kontrazeptiva (KOK) verordnet, alle Pillen einer Packung haben die gleiche Dosierung. Anders als bei der klassischen Pille werden die Hormone durchgängig eingenommen, eine Regelblutung – und damit das Bluten der Endometrioseherde – tritt dadurch nicht mehr ein.

Ohne Zweifel ist Endometriose eine schwerwiegende und das Leben der betroffenen Frauen stark beeinflussende Erkrankung. Viel zu viele leiden unter (starken) Schmerzen und dem unerfüllten Wunsch nach einem Kind. Die Dauereinnahme eines die Regelblutung unterdrückendes Medikament scheint sinnvoll und vernünftig. Doch ist es auch klug? Endometriose ist eine multifaktorielle Erkrankung, ist durch vieles zumindest beeinflusst. Es wird übersehen, dass sie dadurch auch vielfältig beeinflussbar ist. Wenn eine (latente) umweltbedingte und ernährungsabhängige Östrogendominanz die Endometriose zumindest verstärkt, finden sich hier Stellrädchen, um sie positiv zu beeinflussen. Wenn eine Vielzahl von Umweltgiften massiv auf den Hormonaushalt von Frauen Einfluss nehmen, sind wir aufgerufen, deren Einsatz (zum Beispiel in der Produktion von Lebensmitteln) zu hinterfragen und andere, gesündere Wege zu finden. Ich erinnere mich noch gut an eine Zeit, in der die Einnahme von Hormonen kritisch gesehen wurde – weil sie als krebserregend eingestuft wurde! Heute ist die Pille wieder en vogue, erlebt (nicht nur im Zusammenhang mit der Endometriose) eine Renaissance. Warum? Weil sie nicht mehr krebserregend ist? Ich frage mich, welche Folgen die jahrelange künstliche Unterdrückung der Regelblutung hat? Kann das ohne Folgen bleiben? Ohne Folgen für den weiblichen Körper und die Psyche der Frauen?

 

Forschung tut (dringend) not, Aufklärung (nicht nur der betroffenen Frauen) auch!

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