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Artemisia annua - Einjähriger Beifuß

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Die Physiologie der Wechseljahre

Frauen haben, im Gegensatz zum Leben und Erleben eines Mannes, zyklische und nichtzyklische Lebensphasen. Die Zeit der Kindheit ist die erste nichtzyklische Lebensphase. Mit der Menarche, der ersten Regelblutung, beginnt eine zyklische Lebensphase und damit einhergehend, die gebärfähige Zeit im Leben einer Frau. Mit der Menopause, der letzten Regelblutung, endet diese Zeit, die Frau tritt ein in eine zweite nichtzyklische Lebensphase, die postmenopausale Zeit.

 

Neben anderen sind es zwei Hormone, die im weiblichen Zyklus und im Zusammenhang mit den Wechseljahren eine wichtige Rolle spielen:

  • Östrogen
  • Progesteron

Während eines Menstruationszyklus reifen unter dem Einfluss des Botenstoffes FSH (Follikelstimulierendes Hormon), der von der Hirnanhangdrüse ausgeschüttet wird, in den Eierstöcken mehrere Eibläschen, sogenannte Follikel, heran. Diese bilden Östrogene, die ins Blut abgegeben werden. Eines der Eibläschen dominiert über die anderen und unterdrückt dabei deren weiteres Wachstum.

Ist im Blut eine bestimmte Östrogenkonzentration erreicht, wird von der Hirnanhangdrüse ein weiterer Botenstoff ausgeschüttet, das LH (Luteinisierendes Hormon). Dieses löst im herangereiften, dominanten Eibläschen den Eisprung aus. Das Ei wandert in den Eileiter und hinterlässt im Eierstock seine Hülle. Diese Eihülle wandelt sich zum Gelbkörper, welches jetzt das Gelbkörperhormon, das Progesteron, produziert. Unter seinem Einfluss werden in der Gebärmutterschleimhaut optimale Bedingungen für die Einnistung eines befruchteten Eis geschaffen.

Nach etwa vierzehn Tagen verbraucht sich der Gelbkörper, der Progesteronspiegel sinkt auf ein Minimum ab, und die Menstruationsblutung setzt ein – vorausgesetzt, es hat sich kein befruchtetes Ei in die Gebärmutter eingenistet. Gleichzeitig setzt die Ausschüttung von FSH durch die Hirnanhangdrüse wieder ein – ein neuer Zyklus beginnt.

 

In den Jahren vor der allerletzten Regelblutung reagieren die Eierstöcke weniger sensibel auf das FSH, das von der Hirnanhangdrüse ausgeschüttet wird, was eine vermehrte Ausschüttung von FSH zur Folge hat. Die Hirnanhangdrüse versucht so, eine Reifung der Eibläschen in den Eierstöcken anzuschieben. Das hat eine zum Teil sehr starke Erhöhung der FSH-Konzentration im Blut zur Folge (bis zu 20fache Erhöhung).

Gleichzeitig brauchen die Eierstöcke beziehungsweise die in den Eierstöcken heranreifenden Eizellen jetzt länger, um eine entsprechende Östrogenkonzentration aufzubauen, die Menstruationszyklen werden in der Folge länger.

Typisch für die beginnenden Wechseljahre ist auch, dass der Gelbkörper nicht mehr so viel Progesteron produziert, es kommt dadurch zu einem kürzeren Zyklus. Und damit einhergehend zu längeren und oft stärkeren Blutungen.

Oder es gibt Zyklen, in denen überhaupt kein Eisprung ausgelöst wird, sich also kein Gelbkörper bildet, und damit die Progesteronproduktion ausbleibt. Es kommt dann zu Schmierblutungen und zu unregelmäßigen, oft auch stärkeren Blutungen.

 

Diese drei Situationen – ein verlängerter Menstruationszyklus, kürzere Zyklen mit längeren und stärkeren Blutungen oder Schmierblutungen mit unregelmäßigen, oft stärkeren Menstruationsblutungen – sind typisch für die Jahre vor dem Wechsel.

Alle drei Situationen sind gekennzeichnet durch einen relativen Östrogenüberschuss.

Was heißt das? Das in normalen Menstruationszyklen existierende hormonelle Gleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron ist jetzt zugunsten des Östrogens verschoben. Dieses hormonelle Ungleichgewicht kann mit Symptomen einhergehen: Bestehende Gebärmuttermyome fangen an zu wachsen, in Brüsten und Eierstöcken bilden sich Zysten, Beschwerden vor der Regelblutung nehmen zu und Migräne oder Endometriose verschlimmern sich.

Auch die häufig verstärkten Blutungen in den Jahren vor dem Wechsel sind Ausdruck eines relativen Östrogenüberschusses. Denn durch den im Verhältnis zum Progesteron erhöhten Östrogenspiegel baut sich die Gebärmutterschleimhaut stark auf, und blutet dann verstärkt ab. Diese ungewohnten und zum Teil starken Blutungen können Ängste auslösen. Doch sie sind in den allermeisten Fällen vollkommen normal und nur ein vorübergehendes Phänomen (6 – 12 Monate), das sich auch ohne drastische Maßnahmen wieder legt.

 

Unsere heutige Lebensweise fördert und verstärkt diesen relativen Östrogenüberschuss. Eine eiweißreiche Ernährung spielt dabei eine Rolle, die Wirkung von Umweltchemikalien im täglichen Leben und die vielfältigen hormonellen Einflüsse durch Medikamente, wie zum Beispiel die Pille oder anderen Verhütungsmethoden. Oftmals ist uns der Rhythmus im Leben verloren gegangen oder wir stehen unter Dauerstress. Auch das begünstigt die hormonelle Dysbalance.

Erst zu einem späteren Zeitpunkt stellen die Eierstöcke ihre Funktion nach und nach ein. Der Östrogenspiegel sinkt zunehmend ab, die Regelblutung wird schwächer, manchmal bleibt die Blutung ganz aus. Die Hirnanhangdrüse und der Hypothalamus als übergeordnete Steuerorgane des Hormonhaushaltes schütten aber weiterhin verstärkt Botenstoffe aus, was andere Regelkreisläufe im Körper stimulieren kann. So kommt es jetzt zu Hitzewallungen, Schweißausbrüchen, zu Blutdruckschwankungen, Schlafstörungen, Nervosität, depressiven Verstimmungen, Scheidentrockenheit oder Herzklopfen.

 

Nach der Menopause, der letzte Regelblutung, bildet der Körper auch weiterhin Östrogen. Nicht mehr so viel, und nicht mehr in den Eierstöcken. Aber immer noch ausreichend, um relevante Funktionen im körperlichen Ablauf zu erhalten. Dabei wird das in der Nebennierenrinde und in den Eierstöcken gebildete Testosteron im Unterhautfettgewebe zu Östrogen umgebaut.

Die Wechseljahre sind häufig begleitet von einer Gewichtszunahme. Die Zunahme an Fettgewebe gehört zum natürlichen Regulationsprozess des Körpers und erleichtert den Übergang.

Lediglich einige wenige Symptome lassen sich einzig und allein auf die hormonellen Veränderungen der Wechseljahre zurückführen. Dazu gehören Blutungsveränderungen, Hitzewallungen und Veränderungen der Haut und Schleimhäute. Alle anderen Anzeichen oder Beschwerden sind schwer zu unterscheiden von Problemen, die mit dem allgemeinen Nachlassen der Regenerationsfähigkeit des Körpers in einem höheren Lebensalter zusammenhängen.

Folgen jahrelanger Belastungen durch mangelnde Bewegung oder ungenügenden Schlaf, durch die Einnahme der Pille, Stress, Überforderung, ungesunder Ernährung oder Rauchen können sich jetzt vermehrt bemerkbar machen. Und psychische Belastungen, denen Frauen in den Jahren des Wechsels stärker ausgesetzt sind, wirken sich direkt auf die Hormonproduktion aus, beeinträchtigen das Wohlbefinden und erschweren den Umstellungsprozess.

 

Bei starken Beschwerden in den Wechseljahren sollte immer der Gesundheitszustand als Gesamtheit und die ganze Lebenssituation der Frau angeschaut werden. Oft bahnen sich schon lange vor den Wechseljahren körperliche Störungen an, die nicht wahrgenommen oder weggeschoben werden: Störungen des Herz-Kreislauf-Systems, des Darms oder Stoffwechsels (Diabetes oder Probleme mit der Schilddrüse) oder ein zu hoher Blutdruck. Es ist durchaus möglich, dass sich derartigen Störungen in der sensiblen Zeit der hormonellen Umstellung zum ersten Mal deutlich bemerkbar machen.

 

Nachdem zu Beginn des Jahrtausends angesichts besorgniserregender Nebenwirkung die Verordnung von Hormonen gegen die Beschwerden während der Wechseljahre rapide zurückgingen, hält die Hormonersatztherapie erneut Einzug in die gynäkologischen Praxen.

Aber: Die Wechseljahre sind mehr als nur körperliche Veränderung, sie sind der sichtbare und spürbare Beginn des Älterwerdens. Und sie sind die Konfrontation mit dem Älterwerden, mit nachlassender Leistungsfähigkeit und Energie, einem größeren Bedürfnis nach Ruhe, Innehalten, Regeneration. Und sicherlich auch der Wunsch nach anderen, neuen Prioritäten. Also nichts, was sich nur mit Hormonen behandeln lässt.

N a t u r h e i l -

p r a x i s

 

Flora Heinlein M.A.

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